Insgesamt wurden während der Aktion 602 Tiere operiert.
Unser Team
Wilhelm Funke
Anastasia Kowalenko
Elena Semenzowa
Julia Wladimirowna
Maria Tadeewa
Pawel Gennadewitsch
Natalia Volk
Elena Walerewna
Anastasia Anatolewna
Marina Aleksendrowna
Christina Pöschel
Sowie Saida mit ihren Freunden
An unserem letzten Tag waren die OPs bis 16:00 Uhr angesetzt. Doch immer wieder kamen Leute mit ihren Tieren. Als gegen 18:00 Uhr der letzte Hund fertig war und das Aufräumen begann, tauchte noch eine Frau mit zwei Katzen auf und war traurig, dass die Aktion beendet war.
Alles musste gepackt und im Auto verstaut werden. Das Aufräumen des Bahnhofs würde Saida mit ihrem Team übernehmen.
Ein Obligatorisches Abschlussfoto mit dem Kernteam und (fast) allen Helfern wurde geschossen. Die Helferin aus Kamtschatka konnte nicht dabei sein, sie musste Stunden zuvor aufbrechen, um ihren Flieger zu erwischen. Bahnpolizeichef Robert kam persönlich vorbei, um Tschüss zu sagen. Er war begeistert von der Aktion. Seiner eigenen Hündin, die nach der OP besondere Zuwendung brauchte, ging es wieder gut und er war darüber glücklich.
Wir fuhren ins Hotel zurück, um unsere persönlichen Sachen in den ohnehin vollen Crafter zu laden, wobei Pascha wieder sein Packtalent bewies. Unglaublich, aber neben sieben Personen passten sämtliches Gepäck und einige Mitbringsel in das Auto.
Von Masha, Marina und Aljona mussten wir uns verabschieden. Sie fuhren per Taxi zum Flughafen, um ihre Heimreise anzutreten.
Natascha nahmen wir mit, um sie in Sotschi am Flughafen abzuliefern. Davor stand jedoch noch ein Problem: die Grenze. Alle versicherten uns, dass die russisch-abchasische Grenze ein Kinderspiel sei, keinesfalls mit stundenlangen Wartezeiten verbunden. Doch als wir ankamen, machte uns die Autoschlange ein wenig bange. Pascha und Wilhelm fuhren das Auto, während der Rest zu Fuß und ohne weitere Schwierigkeiten die Passkontrolle absolvierte. Mit dem Auto und der Überprüfung der vielen nötigen Dokumente, gab es jedoch wie immer Ärger. Ein Papier sei nicht notariell beglaubigt (diese Forderung hörten wir zum ersten Mal). Auch die Versicherung für das Auto wurde genauestens studiert. Das zog sich so sehr in die Länge, dass Natascha bangte, ihr Flugzeug zu verpassen. Weinend ging sie zum Schalter, doch die Zollbeamten konnte sie nicht erweichen. Als die sich endlich zufrieden zeigten und das Auto passieren ließen, war die Zeit bis zum Abflug ernsthaft knapp. Doch Pascha gab Gas und am Flughafen packte Jule Natschas Rollkoffer und rannte mit ihr gemeinsam zum Gate. Sie hatte es auf den letzten Drücker geschafft.
Vor uns lagen jetzt 2200 km bis Weliki Nowgorod, wo Jule ihr Auto sicher geparkt hatte. Abwechselnd fuhren und schliefen Wilhelm und Pascha und alle, die müde wurden, mussten sich auf den Bänken einrichten, denn aus Zeit- und Kostengründen hatten wir keine weitere Übernachtung gebucht. Da der Crafter ausreichend Platz bot, war die lange Reise zwar anstrengend, aber machbar. Auch unserer in Gagra neu hinzugekommene Passagierin, einer kleinen Hündin für Jule, gefiel es. Obwohl sie, die ehemals auf der Straße lebte, noch nie ein Auto von innen gesehen hatte, rollte sie sich sofort auf dem Sitz ein und schmiegte sich an eine der beiden Nastjas. Ein wenig Futter und Wasser machten für sie ihr neues Leben perfekt.
Wir waren am 20. April gegen 20:00 Uhr in Gagra gestartet und kamen am 22. April um 5:30 Uhr in Weliki Nowgorod an. Vor dem deutschen Team lagen dann noch die ca. 300 km bis zur russchisch-estnischen Grenze. Wir machten uns sofort auf den Weg. Grund: die 21 Stunden, die wir dort bei der Einreise verbracht hatten. Mit einer positiven Überraschung rechneten wir nicht, als wir die kilometerlange Schlange von LKWs passierten. Am Kontrollpunkt angekommen, warteten vor uns jedoch nur wenige PKWs. Die Grenzbeamtin sprach Englisch – sie war die erste, die eine andere Sprache als russisch beherrschte – und sie machte einen freundlichen, professionellen Eindruck. Natürlich mussten wir das gesamte Gepäck zur Kontrolle ausladen, auch das Auto wurde durchsucht und mit einem Spiegel von unten betrachtet. Doch man ließ uns nicht stundenlang in der Kälte stehen, wie bei der Einreise. Nach einer Stunde waren wir auf der estnischen Seite und fühlten uns in Europa. Auch hier wurden wir sorgfältig kontrolliert. Wir fühlten uns sicher, denn wir hatten uns an die Einreisebestimmungen gehalten und nichts Verbotenes im Auto, glaubten wir jedenfalls. Wir hatten von den Abchasen zum Abschied Wein geschenkt bekommen und die neue Tierärztin hatte Wilhelm eine besonders schöne Flasche eines hochprozentigen Getränks aus Suchumi als Präsent übergeben. Unsere überzähligen Bier- und Weinflaschen hatten wir vor der Grenze an einer Tankstelle verschenkt und zunächst ungläubiges Staunen und dann große Freude ausgelöst.
Die Erläuterung des Zwecks unserer Reise, der Grund für die Geschenke und die Tatsache, dass wir keineswegs versuchten, Verbotenes zu schmuggeln, stieß vor allem bei einer älteren Zöllnerin auf taube Ohren. Hochprozentiges sei ebenso verboten, wie Zigaretten. Alles sollte in einer Tonne abgelegt werden. Zur Vernichtung oder (unsere Mutmaßung) vielleicht doch für den späteren Gebrauch? Wilhelm, der nie einen Tropfen Alkohol zu sich nimmt und vorhatte, das Präsent der Vorsitzenden des Tierschutzvereins zu übergeben, war so empört, dass er den Inhalt der Flasche in die Toilette entleerte.
Auch wenn wir enttäuscht und wütend über diese Behandlung waren - solange es Grenzen gibt, wird man sich damit abfinden müssen. Und sollten wir es nicht mehr auf uns nehmen, mit unserer Aktion in entfernte Länder zu reisen, würden wir die Menschen bestrafen, die über unser Kommen glücklich waren, denen wir zeigen durften, wie Sorge um die Tiere und uneigennützige Hilfsbereitschaft funktionieren. Zum Glück haben wir wunderbare Momente erlebt und großartige Menschen kennengelernt. Diese Eindrücke sind es, die zählen und die bleiben werden.
Deshalb: Danke Saida, danke dem russischen Team, den Helfern vor Ort, der Stadtverwaltung Gagra, die für unsere Hotelkosten aufkam und allen, die uns mit Hingabe unterstützt haben.