Wir hatten bereits für 2020 eine große Kastrationsaktion in Minsk (Weißrussland) geplant. Durch die Pandemie mussten wir sie verschieben und hatten gehofft, die Aktion dann in 2021 nachholen zu können.

Die politische Situation lässt es zur Zeit jedoch nicht zu - oder lässt es nicht ratsam erscheinen - , dass dort Aktionen von westeuropäischen Organisationen durchgeführt werden. Der dortige Präsident hat öffentlich verlauten lassen, dass die Zusammenarbeit mit westeuropäischen Organisationen nicht erwünscht ist und sämtliche unkomerzielle inländischen Organisationen kritisch überprüft werden.

Dennoch haben wir es gewagt, ganz still und heimlich eine kleine Kastrationsaktion in Belarus durchzuführen.



Zur Erinnerung:

  • die große, für 2019 geplante Kastrationsaktion sollte in Minsk in einer neu eröffneten Klinik stattfinden, die man uns kostenlos zur Verfügung stellen wollte. Dabei sollten auch belarussische Veterinäre in moderne Kastrationstechniken eingewiesen werden
  • ca. 70 km entfernt von Minsk widmet ein ehemaliger Offizier sein Leben inzwischen ca. 300 Hunden, die er in einer Art offenem Tierheim hält, das sich auf einem im Besitz des Militärs befindlichen Grundstück befindet, wo er geduldet wird. Er träumt davon, sein von 3 Seiten durch Wasserflächen zu Nachbargrundstücken abgegrenztes Grundstück an der 4. Seite durch einen Zaun schließen zu können. Und natürlich träumt er davon, die in seiner Obhut befindlichen Tiere kastrieren zu können. Dazu fehlt ihm selbstverständlich das Geld.
     

Der Name Anna Esipova ist auf unserer Homepage schön des öfteren zu lesen gewesen. Die russisch stämmige Veterinärin mit Wohnsitz in Spanien hat sich unter anderem einen großen Namen in Bezug auf ihre Kastrationstechnik und ihren Einsatz bei Auslands-Kastrationsaktionen gemacht.
Sie war auch für die Aktion 2019 mit eingeplant und weiß von der Situation des offenen Tierheims.

Anna Esipova hat inzwischen geheiratet. Die Feier fand in Georgien statt und die Flugroute dorthin führte sie über Minsk. So schlug sie unserer Vorsitzenden Ekaterina vor, sowohl auf dem Hin- wie auch auf dem Rückflug den Zwischenstop zu nutzen und Hunde zu kastrieren.

Wir waren selbstvertsändlich begeistert. Andererseits aber durch eine derartige Spontanität etwas überrascht. Denn wir hatten uns doch gerade von dem Gedanken verabschiedet, in diesem Jahr in Belarussia aktiv zu werden. Nun galt es also, alle Räder wieder in Bewegung zu setzen. Und das sollte nicht "so laut" geschehen, denn wir wollten ja nicht auf unseren Verein als Akteur aufmerksam machen. Außerdem würde diese Aktion nicht in Zusammenarbeit mit der Fondation Brigitte Badot laufen. Daher war sicher, dass wir das von der Fondation zweckgebunden uns überwiesene Geld für diese Aktion nicht würden anrühren dürfen. Und da der geschlossene Vertrag eine solche, von uns nun zu organisierende Aktion nicht zulässt (Bedingungen des Vertrages), haben wir diesbezüglich auch bei der FBB nicht "angeklopft".

Anna hatte vorgeschlagen, auf ihrer Reise nach Georgien einen Tag in der für die große Aktion direkt in der Stadt Minsk geplanten neuen Klinik zu kastrieren und dabei einige Ärzte in ihre Technik zu unterweisen. Sie würde also morgens in Minsk landen und am selben Tag abends weitergefliegen.
Auf der Rückreise von Georgien wollte sich Anna Esipova 2 Tage für die Kastrationen Zeit nehmen. Und diese Kastrationen sollten nicht in Minsk stattfinden. Diese 2 Tage sollten ausschließlich Hündinnen in dem offenen Tierheim gewidmet sein.

Die besondere Herausforderung bei der 2-tägigen Kastrationsaktion bestand auch darin, dass es dort keine offizielle Klinik gibt, in der mit den notwendigen Medikamenten hantiert werden darf. Wie so häufig bei Auslandskastrationsaktionen war Improvisationstalent gefragt. Und das selbstverständlich unter dem obersten Gesetz der Hygiene, der sauberen Operationstechnik und somit vornehmlich zum Wohl der zu kastrierenden Tiere während und nach der Operation.

Die Aktionen:

1-tägige Aktion in Minsk:

Der Transport von Anna Esipova vom Flughafen zur Klinik in Minsk und zurück war organisiert. Anna Esipova wurde in der Klinik von 2 jungen in der Klinik beschäftigten Tierärzten -, wie auch von Vertreteren einer uns in Minsk bei der Organisation vor Ort unterstützenden Tierschutzorganisation in Empfang genommen. In diesem Fall hatten die organisatorischen Helfer Tiere aus Pflegestellen in Minsk selbst zur Kastration in die Klinik organisiert.

Am Ende des Tages Aktion hatte Anna Esipova neben der Einweisung der jungen Kollegen 10 Hunde kastriert.

Nach einem gemeinsamen Essen mit allen beteiligten Ärzten und organisatorischen Helfern flog sie dann abends weiter nach Georgien zu ihrer Hochzeit.

   



2-tägige Aktion 70 km entfernt von Minsk:


Für diese Aktion war - wie oben bereits erwähnt - wesentlich mehr Organisation notwendig. Leider musten wir hier feststellen, dass unsere Helfer in der Hauptstadt in Minsk bei allem Willen, sich für den Tierschutz einzusetzen, doch überfordert waren. So wurde mehr mit unserer Vorsitzenden über WhatApp diskutiert und hinterfragt, als gehandelt. Entschuldigend muss dazu fairer Weise erwähnt werden, dass diese Aktion in gewisser Weise nicht legal - bzw. von den Behörden ganz offensichtlich nicht erwünscht war. Wie aus Medien zu hören ist, hat ein großer Teil der bevölkerung Angst von Repressalien, sofern man sich "falsch" verhält.

So wurde schließlich für diese 2-tägige Aktion alles von Deutschland aus über Kaliningrad organisiert. Vieles konnte aber auch mit Yuri Balko  besprochen werden, so dass er in der Lage war, vor Ort zumindest alles für die bevorstehenden Operationen räumlich einzurichten/vorzubereiten.

Da es bei ihm keine passende Räumlichkeit gibt, hat er ein Zelt besorgt, dass genug Platz bietet. Tische für die Vorbereitung, sowie der Op selbst waren recht einfach zu organisieren. Dabei handelte es sich selbstverständlich nicht um komfortable OP-Tische, sondern es wurde etwas genommen, das für die Arbeit eine angenehme Arbeitshöhe aufweist, stabil genug ist, um auch einen großen Hund zu tragen. Außerdem muss man die Möglichkeit haben, die Tiere an den Beinen in Rückenlage mit Bändern fixiern zu können.

           

Als das Wetter sehr beständig schien, wurden die OPs auch außerhalb des Zeltes an einer geschützten Stelle durchgeführt.
                        



Als schwieriger erwies es sich, alle notwendigen Medikamente dort hinzubringen. Dies, zumal wir nicht alles vor Ort kaufen konnten.

Bei der 1-tägigen Aktion hatte Anna Esipova die beiden jungen Tierärzte, die sie eingewiesen hatte, gleichzeitig als Helfer für die Vorbereitung der Tiere usw..

Für die 2-tägige Aktion bei Juri Balko hatten wir leider niemanden finden können. So suchte Katja also unter unseren Freunden im Kaliningrad-Gebiet nach Helfern, die bereit waren, nach Belarussia zu fahren. Zu Katjas Freude erklärten sich Aljona aus Krasnojarkoe, die sich dort um die Tiere in dem Tierheim kümmert und die bisher bei allen Aktionen im Kaliningrad-Gebiet dabei war -; wie auch Marina aus Kaliningrad schnell bereit, nach Belarussia zu reisen, um dort bei der Aktion zu helfen (über Marina hatten wir ebenfalls bereits berichtet. Sie hat führt in der Nähe von Kaliningrad eine Art kleines Tierheim und kümmert sich dort auch um ca. 60 Hunde).

Da wir vor Ort viele der benötigten Materialien und Medikamente nun nicht einkaufen konnten, hatte Aljona nach Absprache mit Katja entsprechendes aus unserem Fundus vor Ort zusammengestellt bzw. gekauft. So war denn die 10-stündige Bahnreise von Kaliningrad nach Minsk mit einer gewissen Aufregung/Angst verbunden. Schließlich konnten wir nicht sicher sein, ob es wegen der Mediamente Probleme geben würde.

Alles andere hatte Yuri Balko nach diversen Telefonaten mit Katja vor Ort besorgt. So auch das Zelt, in dem die Kastrationen stattfinden sollten. Wir möchten an dieser Stelle nicht versäumen zu erwähnen, dass sich Yuri als guter Organisator und als sehr zuverlässig erwiesen hat!!

Diejenigen von Ihnen, die nicht nur diesen Bericht auf unserer Homepage lesen, ist bekannt, dass wir besonderen Wert darauf legen, jungen Menschen den Umgang mit Tieren -, Verständnis für die Tiere und eren Bedürfnisse beibzubringen / zu wecken.
So haben wir uns sehr über die Teilnahme einiger Kinder gefreut, die in der Nähe des offenen Tierheims wohnen. Die meißten dieser Kinder selbst waren einmal Waisen und wurden adoptiert.
 


Es war schön zu sehen, mit welchem Engagement sie dabei waren und wie gern sie geholfen haben. So gab es zum Beispiel das Problem, fließendes Wasser in der Nähe des Geschehens zu haben. Es gab einen langen Schlauch und der Wasserhahn befand sich weiter entfernt. So hatten die Kinder auch Freude daran, die Aufgabe zu übernehmen, bei Bedarf schnell zum Wasserhahn zu laufen und auf die Signale "Wasser an" und "Wasser aus" zu warten. Es mag für manchen vielleicht lächerlich klingen. Aber uns freut das Engagement dieser Kinder!!
     

Schließlich hat Anna Esipova in den 2 Tagen 50 Hündinnen und 1 Katze kastriert,

sodass bei den 3 Tagen dieser Aktion insgesamt also 60 Hunde und 1 Katze kastriert wurden 

Wir sagen GANZ HERZLICHEN DANK an Anna. Wir hatten schon lange den Wunsch, insbesondere bei Yuri Balko aktiv zu werden. Ohne ihre Idee, diese insgesamt 3 Tage Kastrationsaktion auf der Reise zu ihrer Hochzeit und auf ihrer Rückreise durchzuführen, wäre es nicht zu dieser Aktion zu diesem Zeitpunkt gekommen.
   


Aber wir möchten uns auch GANZ HERZLICH BEI ALL DENEN BEDANKEN, DIE DIESE AKTION DURCH IHRE SPENDEN ERST ERMÖGLICHT HABEN!!

Wir benötigen immer Akteure und Spender. Das Eine geht ohne das Andere nicht!


Nachsatz: Yuri Balko hat in den ersten beiden Nächten nach den Kastrationen mit den Hunden zusammen im Wald geschlafen. So schien es ihm sicherer, da es ja ein offenes Tierheim ist und alle Hunde frei herumlaufen können.


Bildergalerie: